NICHTS – WAS IM LEBEN WICHTIG IST

Titel: NICHTS was im Leben wichtig ist
Autorin: Janne Teller
Thema: Sinnsuche, Sinn des Lebens
Altersempfehlung: ab 14 

🐚 Inhalt:
Die Jugendlichen in Janne Tellers Roman (sie gehen in die 7. Klasse und sind alle so 13, 14 Jahre alt) agieren hingegen stets als Klassengemeinschaft. Die einzelnen Handelnden spielen als Individuen zu Beginn keine große Rolle, frau muss sich die vielen Namen, die recht bald fallen, also nicht sofort merken. Denn es geht ja um das WIR. Ein WIR minus Pierre Anthon. Letzterer hängt nämlich im Zwetschgenbaum rum statt zur Schule zu gehen. Von dort ruft er den anderen zu, dass nichts Bedeutung habe, weswegen es sich auch nicht lohnen würde, etwas zu tun. 
Und da sind wir schon mitten drin in einem zwar nicht angenehmen, aber gerade für Jugendliche und junge Erwachsene sehr brisantem Thema. 

Um ihren Klassenkameraden und ehemaligen Anführer davon zu überzeugen, dass es eben doch Dinge mit Bedeutung gibt, beginnen die anderen eben jene Dinge sammeln. Oder besser gesagt: zwangsweise abzugeben. Weil nämlich immer einer dem anderen befehlen darf, von welchem “Ding” er oder sie sich zu trennen hat. Denn es soll ja weh tun. Wenn es nicht weh tut, hat es schließlich keine Bedeutung.
Das beginnt harmlos, mit Boxhandschuhen oder dem Paar heiß geliebter Sandalen, die etwa die Ich-Erzählerin opfern muss. Aber bald muss auch ein Meerschweinchen auf den anwachsenden “Berg der Bedeutung”, den die Jugendlichen im alten Sägewerk anhäufen. Dann sind es die sechs blauen Zöpfe von Marie-Ursula, Li muss ihre Adoptionsurkunde hergeben, Elisa gar den toten Bruder, der in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ausgebuddelt wird. Und dann muss auch noch Jesus auf den Berg. 
Aber mehr will ich hier gar nicht verraten, denn es wird immer krasser. Und zusehend beklemmender. 

💬 Meine Meinung:
Ich habe ein wenig gebraucht, bis ich in die Handlung heineigekippt bin. Vielleicht, weil ich selbst als Teenager nie in großen Gruppen rumgehangen bin. Große Gruppen machen mir nämlich seit jeher Angst. 
Dieses Buch ist also kein Buch, das ein Lieblingsbuch sein will.  Im Gegenteil. Am liebsten möchte man ab der Hälfte die Augen fest zukneifen und in den Himmel schauen. Oder gegen die Zimmerdecke. Denn was die Jugendlichen einander im Laufe des Romans so alles antun, um sich aneinander zu rächen und zu beweisen, dass es nicht stimmt, was Pierre Anthon behauptet, ist schon ziemlich heftig.

“Nichts” ist ein Psycho-Horrortrip, wie ich ihn noch nie gelesen habe. Zumindest nicht in der Jugendliteratur. Das allein schon macht das Buch zu etwas Besonderem. Ich mochte aber auch die Sprache, denn Janne Teller berichtet nicht nur in einem wenig aufgeregten, sehr beobachtenden Tonfall (und das, obwohl es eine Ich-Erzählung ist), sondern beweist auch Humor. Und das ist gut so, denn diese Schmunzelmomente braucht es, um dazwischen ein bisschen zu entspannen. 

Was ich besonders interessant und auch überraschend fand: Das Buch ist dann nicht mit einem Knalleffekt aus. Denn als der Berg der Bedeutung komplett ist und die Klasse auffliegt, beginnt der “philosophische Teil”. Der ist zwar nicht mehr ganz so spannend, aber er greift das Thema nochmals von einer ganz anderen Stelle auf. Nämlich von der, ob etwas noch Bedeutung hat, wenn man es freiwillig hergibt … oder gar verkauft.

Fazit: Ein ungewöhnliches, unbequemes und starkes Buch, das sich nicht für Leser:innen eignet, die gern die rosarote Brille aufsetzen. Jene könnten nämlich aus Wolke sieben purzeln und neben Pierre Anthon auf dem Zwetschgenbaum landen.

💥Warnung (Vorsicht, Spoiler!)
Das Buch bearbeitet das Thema “Sinn des Lebens”, “Was hat Sinn?”, “Wozu das alles?” und kann schon ein bisschen deprimieren, wenngleich es auch sehr humorvoll geschrieben ist.
Die Teenager handeln teilweise sehr extrem (so muss etwa ein Mädchen seine Jungfräulichkeit opfern). Diese Warnung soll keineswegs abschrecken (ganz im Gegenteil, denn dieses Buch ist großartig!) – gut wäre es allerdings, wenn nach der Lektüre Gesprächspartner vorhanden sind, besonders wenn der:die Leser:in vielleicht erst 14 ist. 

📚 Stadtbibliothek Graz

Titel: Nichts
Was im Leben wichtig ist
Autorin: Janne Teller
Übersetzung: aus dem Dänischen von Sigrid C. Engeler
Verlag: Carl Hanser Verlag 
Publikationsjahr: 2010 (Original: 2000)
Seiten: 144
ISBN: 978–3‑446–23596‑0
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