Titel: Alles, was wir geben mussten
Autor: Kazuo Ishiguro
Wow! Was für ein Roman.
Ich bin total eingetaucht in die Handlung, die wahnsinnig spannend ist, obwohl (oder gerade weil) der Autor die Geschichte in einem sehr ruhigen Ton erzählt.
“Alles, was wir geben mussten” spielt in der nahen Zukunft. Menschen werden geklont, die Klone dienen als “Ersatzteillager” – sie wachsen in speziellen Heimen heran, lernen, sich gesund zu halten und sind nur dafür auf der Welt, um später einmal ihre Organe zu spenden.
Das alles erfahren wir erst nach und nach, denn wir begleiten die Protagonistin nach einem kurzen Einstieg in der Jetztzeit in ihre Kindheit. Und den Kindern ist lange nicht klar, was da genau mit ihnen geschieht. So zählt es etwa viel, wenn sie sich künstlerisch betätigen. Aber was genau hat es damit auf sich, dass regelmäßig jemand kommt, um ihre Werke zu begutachten? Und was hat es mit den Doppelgängern auf sich?
Ishiguro erzählt in einer beschaulichen Erzählweise, man fühlt sich durchaus an Internatsgeschichten erinnert, die Klone haben dieselben Rangeleien, dieselben Probleme wie jedes Kind. Und genau in das Gewohnte bricht nun das Unheimliche, das Dystopische, sodass man dieses Buch gar nicht mehr aus der Hand legen kann. Denn man hofft natürlich, dass es gut ausgeht, auch wenn man ahnt, dass sich das Schicksal der Protagonisten am Ende erfüllen muss …
Zuviel verrate ich an dieser Stelle aber noch nicht – nur so viel: Der Autor schafft es, den Stoff zu bearbeiten und sich den großen Fragen zu nähern, die wir uns eines Tages vielleicht wirklich stellen werden müssen – denn ganz so abwegig ist das Szenario leider nicht, das der Autor hier heraufbeschwört.
Titel: Alles, was wir geben mussten
Autor: Kazuo Ishiguro
Übersetzung: Barbara Schaden
dt. Ersterscheinung: 2005
Verlag: Blessing
Seiten: 350
ISBN: 978–3‑89667–632‑0