Titel: Zärtliche Risse
Autorin: Astrid Kohlmeir

Seien wir doch mal ehrlich. Es werden unendlich viele misslungene, heillos pathetische Liebesgedichte mit abgedroschenen Bildern verfasst. Darum bin ich immer ein bisschen skeptisch, wenn ich einen Band mit Liebeslyrik in die Hände bekomme, noch dazu, wenn ich den Namen der Autorin (noch) nicht kenne.

„Zärtliche Risse“ hat mich dann aber wirklich überrascht – und zwar im positiven Sinn.  Astrid Kohlmeiers Lyrik ist zwar durchaus ein wenig pathetisch, aber auf eine so schöne Art und Weise, dass ich mich gar nicht mehr an ihren Gedichten sattlesen konnte. 

Beim Lesen habe ich mein jüngeres Ich wiedergefunden – das ist doch mein Fühlen, das sind doch meine Gedanken, das sind doch meine (früheren) Begegnungen, die hier in Wort gegossen werden … 

Kohlmeiers Gedichte sind in einer klaren, einfach zu lesenden Sprache verfasst, was sie sehr authentisch macht. Es geht ums Alleinsein. Ums Kennenlernen. Ums Küssen, ums Nachfühlen, ums Heimweh und um die Flucht vor „Stille und tosendem Lärm / Zuneigung und gähnender Einsamkeit“. 

Und vor allem geht um das Du.

Du bist
Das gelockte Haar auf meinem Kleid
Die Laufmasche auf meinem Schenkel
Der spitze Stein in meinem Schuh 

Über die Sehnsucht spricht man nicht, zu flüchtig ist sie, zu scheu, wenn sie ans Tageslicht gezerrt werden. Aber manche schaffen es, sie in wundervolle Lyrik zu gießen … 

Nachtrag: Mittlerweile habe ich Astrid Kohlmeier auch in einer Lesung erleben dürfen, gemeinsam mit dem wunderbaren Sänger & Gitarristen Johannes Wally. Ein Programm, das mir so gut gefiel wie selten eines. Wer die Möglichkeit hat, das Duo gemeinsam zu erleben, sollte das unbedingt tun. Die Termine findet ihr unter: https://www.astridkohlmeier.com/aktuelles-termine/